Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug in Deutschland – Ursachen, Konsequenzen, Maßnahmen
Trotz positiver Arbeitsmarktentwicklung bleibt die Anzahl langzeitarbeitsloser Menschen in Deutschland seit Jahren konstant. Langfristig auf den Bezug von Sozialleistungen angewiesen zu sein, geht für die Betroffenen häufig mit ökonomischen und sozialen Teilhabedefiziten und Exklusionsrisiken einher. Welche Personen sind von Langzeitleistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit betroffen? Was sind die Ursachen und Folgen und welche Maßnahmen wirken?
Diese Infoplattform stellt Quellen aus soziologischer und ökonomischer Perspektive zusammen.
- Forschung und Ergebnisse aus dem IAB
- Struktur und Entwicklung von Langzeitarbeitslosigkeit und -leistungsbezug
- Ursachen von Langzeitarbeitslosigkeit
- Ursachen von Langzeitleistungsbezug nach SGB II
- Folgen und Auswirkungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene
- Maßnahmen und ihre Wirkungen
- Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit und -leistungsbezug
- Regionaler Bezug
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IAB-Projekt
Zugänge und Rolle der Arbeitslosenversicherung (SIG1.3) (31.12.2020 - 30.12.2024)
Lietzmann, Torsten;Projektbeschreibung
Die Grundsicherung für Arbeitsuchende nach SGB II wird häufig als Leistungssystem für Langzeitarbeitslose bezeichnet. Dabei wird angenommen, dass Arbeitslose nach Ablauf der Leistungen der Arbeitslosenversicherung (SGB III) in die Grundsicherung nach SGB II übergehen, sofern sie die Arbeitslosigkeit nicht zuvor beenden konnten. Die öffentlichen Diskussionen um die Grundsicherung drehen sich häufig um die Frage, ob man für bestimmte Personengruppen einen Zugang in die Grundsicherung durch eine Erleichterung des Zugangs zu Leistungen der Arbeitslosenversicherung verhindern kann. Nach bisherigem Forschungsstand sind einerseits die Ausweitung der Rahmenfrist und Verkürzung der Anwartschaftszeit in der Arbeitslosenversicherung nur begrenzt dazu in der Lage (Stephan 2019). Zudem werden andererseits in der Grundsicherung zahlreiche Personengruppen unterstützt, die während des Leistungsbezugs nicht offiziell arbeitslos gemeldet sind, sondern an Maßnahmen teilnehmen, mit niedriger Arbeitszeit oder niedrigem Lohn beschäftigt sind oder Betreuungsverpflichtungen in der Familie wahrnehmen (Bruckmeier et al. 2019). In diesem Projekt wird untersucht, in welchem Ausmaß Personen, die in den Leistungsbezug eintreten zuvor Leistungen der Arbeitslosenversicherung bezogen haben. Zudem wird die Rolle der Grundsicherung und der Arbeitslosenversicherung für die soziale Absicherung bei Zugang in Arbeitslosigkeit untersucht. Wie häufig und für welche Personengruppen findet eine statuserhaltende Absicherung im Rahmen der Arbeitslosenversicherung statt und wer ist direkt auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen.
Beteiligte aus dem IAB
Lietzmann, Torsten; -
IAB-Projekt
Verweildauer in Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit: Determinanten und Zeitabhängigkeit (03.10.2016 - 30.12.2018)
Lietzmann, Torsten; Hohmeyer, Katrin;Projektbeschreibung
Die Zahl von Leistungsbeziehern in der Grundsicherung bleibt auch in den letzten Jahren mit positiver Beschäftigungsentwicklung anhaltend hoch mit ca. 6,1 Mio. Personen von denen 4,4 Mio. erwerbsfähig sind. Der Leistungsbezug ist im Aggregat durch lange Bezugszeiten geprägt. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Leistungsbezug nicht immer mit individueller längerer Arbeitslosigkeit einhergeht. Nur die Hälfte der erwerbsfähigen Leistungsbezieher ist arbeitslos und etwa ein Viertel langzeitarbeitslos. Dabei ist die Arbeitslosigkeit nur eine von mehreren möglichen biografischen Phasen der Leistungsbezieher und in der Regel von kurzfristigerer Natur. In diesem Projekt soll die Verweildauer im Leistungsbezug mit administrativen Daten analysiert werden. Drei Aspekte sollen dabei besondere Beachtung finden: welche individuellen und Haushaltsmerkmale beeinflussen die Ausstiegschancen aus dem Leistungsbezug? Wie entwickeln sich die Ausstiegschancen aus dem Leistungsbezug mit der individuellen Bezugsdauer unter Berücksichtigung von beobachteter und unbeobachteter Heterogenität der Leistungsbezieher? Wie unterscheiden sich die Determinanten und die Zeitabhängigkeit im Vergleich zum Prozess der Beendigung individueller Arbeitslosigkeit?
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IAB-Projekt
PASS W10ff (31.08.2016 - 30.08.2019)
Trappmann, Mark;Projektbeschreibung
Um die individuellen und sozialen Folgen der Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende adäquat untersuchen zu können, müssen die Haushaltskontexte von Leistungsempfängern berücksichtigt werden. Die Strategie einer aktivierenden Arbeitsmarktpolitik trifft auf haushaltstypische Lebensumstände und entfaltet deshalb kontextabhängige Wirkungen. Das IAB Haushaltspanel soll eine neue Datengrundlage bereitstellen, die es erlaubt, auch soziale Prozesse und nicht intendierte Nebeneffekte der Arbeitsmarktreform empirisch zugänglich zu machen.
Die Fokussierung der Untersuchungsperspektive auf Kontexte und Dynamiken von Armutshaushalten erfordert ein längsschnittlich angelegtes Untersuchungsdesign. Dies gestattet nicht nur eine ereignisbezogene Untersuchung der Ein- und Austritte in den Leistungsbezug und deren Relation zu sozial- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des SGB II. In den Blick geraten somit individuelle wie auch haushaltstypische Verfestigungen von Bedürftigkeit und mittel- bis langfristig deren mögliche Marginalisierungsfolgen, die im negativen Falle in einer intergenerationalen Reproduktion von Armutslagen enden können. Ebenfalls kenntlich werden jene in der Intention des SGB II erwünschten Pfade aus der Hilfebedürftigkeit und der (Re-)Integration ins Erwerbsleben, deren Beförderung oder (Nicht-) Beförderung durch die im SGB II vorgesehenen Maßnahmepakete im Kontext unterschiedlicher Haushaltskonstellationen. Ebenso ist die Frage nach den geschlechtsspezifischen Wirkungen und der Bedeutung von Berufs- und Erwerbsorientierungen von Frauen und Männern ohne Rückgriff auf die sozialen und ökonomischen Binnenstrukturen von Haushalten kaum hinreichend zu beantworten. Die forschungsleitenden Fragen eines IAB – Niedrigeinkommenspanels können zu folgenden Themenkomplexen gebündelt werden:
• Welche Wege führen in die Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen?
• Wie verändert sich die soziale Lage der betroffenen Personen und Haushalte?
• Wie wird Langzeitarbeitslosigkeit und Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen subjektiv/kognitiv bewältigt? Verändern sich handlungsrelevante Orientierungen der Befragten im Zeitverlauf?
• Wie gestaltet sich der Kontakt zu den Trägern der Grundsicherung? Was kennzeichnet die institutionelle Handlungspraxis zur Eingliederung der Arbeit im zeitlichen Verlauf?
• Welche Wege/Faktoren führen aus dem Hilfebezug?
Die forschungsleitenden Fragen sind in ihrer Gesamtheit nicht allein mit einer Stichprobe der SGBII-Leistungsempfängern zu beantworten. Zur Analyse von Zugangsprozessen, zur Konstruktion von Kontrollgruppen, zur Einschätzung relativer Lebenslagen werden Informationen auch über andere Bevölkerungsgruppen benötigt. Das Haushaltspanel arbeitet daher mit einer disproportional geschichteten Bevölkerungsstichprobe mit Schwerpunkt im unteren Einkommensbereich.
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IAB-Projekt
Firms, task usage, and polarization (31.05.2015 - 29.06.2024)
Schönberg, Uta; Schönberg, Uta;Projektbeschreibung
In diesem Projekt untersuchen wir die Rolle von Firmen im Rückgang von Routin-Jobs (die sich typischerweise in der Mitte der Lohnverteilung befinden) und im Anstieg im Abstrakt-Jobs (die sich typischerweise im oberen Teil der Lohnverteilung befinden). Wir untersuchen unter anderem folgende Fragen: Fanden Ver nderungen in der Aufgabenverteilung vorwiegend innerhalb oder zwischen Firmen statt? Welche Firmen erh hen den Anteil an Abstrakt-Jobs besonders viel? Wachsen Firmen mit einem hohen Abstrakt-Anteil st rker
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IAB-Projekt
Entwicklung und Zusammenhang von Langzeitarbeitslosigkeit und -leistungsbezug (12.04.2015 - 29.11.2015)
Bruckmeier, Kerstin;Projektbeschreibung
Arbeitslose profitierten zuletzt kaum noch vom positiven Beschäftigungstrend. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Deutschland ist in den letzten Jahren nicht mehr merklich gesunken und verblieb bei etwa einer Million. Zudem nimmt die Dauer der Arbeitslosigkeit tendenziell leicht zu, insbesondere bei den Langzeitarbeitslosen, die gleichzeitig Arbeitslosengeld II beziehen. Gleichzeitig sind erheblich mehr Menschen dauerhaft auf Unterstützung durch Arbeitslosengeld II angewiesen. In diesem Projekt beleuchten wir den Zusammenhang zwischen Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug.
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IAB-Projekt
Chronische Arbeitslosigkeit im Ländervergleich (31.03.2015 - 30.12.2019)
Konle-Seidl, Regina;Projektbeschreibung
Auswertungen aus der Europäischen Arbeitskräfteerhebung zeigen eine auffallend hohe Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland. Rund 45 Prozent der Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos, rund 20 Prozent sogar länger als 4 Jahre. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist in Deutschland höher als in den meisten europäischen Ländern. Insbesondere in den skandinavischen Ländern liegen diese Anteile unter 25 Prozent. Wie sind diese Unterschiede zu erklären?
Wir nähern uns dieser Frage durch einen Vergleich des Anteils von Personen, die "chronisch ohne reguläre Arbeit sind". Konventionelle Statistiken erfassen diesen Charakter des Arbeitslosigkeitsproblems nicht, da sie den langfristigen Ausschluss von genuin marktbasierter, regulärer Beschäftigung nicht wiedergeben.In diesem Kooperationsprojekt mit dem Forschungsbereich A1 und dem Work Center der Universität Tampere untersuchen wir deshalb, Niveau und Inzidenz chronischer Arbeitslosigkeit in Deutschland und Finnland. In vielen Ländern ist es relativ häufig, dass Arbeitsmarktkarrieren von wiederkehrenden Arbeitslosigkeits- und Aktivierungsphasen gekennzeichnet sind oder aufgrund von Krankheit oder Entmutigung bzw. durch sehr kurze Beschäftigungsphasen unterbrochen werden. Wir analysieren Niveausund der Inzidenz von "chronischer Arbetislosigkeit" auf der Grundlage vergleichbarer administrativer Längsschnittdaten. Insbesondere soll der Einfluss aktiver Arbeitsmarktpolitik auf die Höhe und Zusammensetzung struktureller Arbetislosigkeit berücksichtigt werden. Auf Basis der Längsschnitt-Mikrodaten testen wir die Hypothese, dass in Ländern mit einem umfassenden Volumen und hohen Teilnehmerzahlen in öffentlich geförderter Beschäftigung, aktive Arbeitsmarktpolitik in erster Linie ein Anpassungsmechanismus hoher strukturelle rArbeitslosigkeit ist und weniger eine Möglichkeit, diese zu verringern.
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IAB-Projekt
Erwartungswidrige Übergänge aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende in ungeförderte Beschäftigung (31.12.2014 - 29.12.2022)
Trappmann, Mark; Hirseland, Andreas;Projektbeschreibung
Das Projekt untersucht die für die Vermittlung im SGB II wesentlichen Frage, welche individuellen und strukturellen Faktoren es dem harten Kern der Hilfebedürftigen ermöglichen, den Leistungsbezug entgegen aller statistisch basierten Prognosen durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu verlassen. Für das Mixed-Methods-Projekt werden dazu aus dem Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung Grundsicherungsempfänger, die trotz multipler Arbeitsmarkthemmnisse in bedarfsdeckende Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt intergiert wurden, für vertiefende biographisch-narrative und episodische (problembezogene) Interviews ausgewählt. Ergebnisse dieser Interviews fließen in die Gestaltung zukünftiger Fragebögen von PASS ein. Als wesentlichen Nutzen für die Politikberatung werden wichtige Aufschlüsse für Vermittlungsstrategien beim harten Kern der Langzeitarbeitslosen erwartet.
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IAB-Projekt
Einfluss der Langzeitarbeitslosigkeit auf Erwerbsbeteiligung und Stille Reserve (30.10.2013 - 30.01.2014)
Fuchs, Johann;Projektbeschreibung
Im Rahmen dieses Projektes wird untersucht, welchen Einfluss die Langzeitarbeitslosigkeit (LZA) auf die Höhe der Erwerbsquoten hat. Die Analyse baut auf den bekannten „Entmutigungs- und Ermutigungseffekten“ auf. Von der gesamten Arbeitslosenquote wird der Teil abgezogen, der auf die LZA entfällt. Dadurch gewinnt man eine zyklische konjunkturelle Komponente. Die LZA stellt dagegen einen eher permanenten Teil der Arbeitslosigkeit dar. Im Sinne der „discouragement“-These wird erwartet, dass die statistisch auf Jahresbasis gemessenen Erwerbsquoten gegenläufig auf die konjunkturelle Komponente der Arbeitslosigkeit reagiert. Die LZA sollte dagegen bei einer kurzfristigen (Jahres-)Betrachtung kaum Effekte auf die Erwerbsbeteiligung ausüben, jedoch unter längerfristigen Gesichtspunkten Relevanz entfalten. Mit dieser Aufteilung soll die Berechnung der Stillen Reserve verbessert werden, woraus sich auch praxisrelevante Konsequenzen für die Einschätzung der Erwerbspotenziale in Deutschland ergeben.
Arbeitslosigkeit ist definiert entsprechend des SGB. Die Daten zur Arbeitslosigkeit stammen aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Für die Erwerbsbeteiligung werden Erwerbsquoten des Mikrozensus (Statistisches Bundesamt) verwendet.
Beteiligte aus dem IAB
Weber, Enzo; -
IAB-Projekt
Klassifikation der Lebenslagen und Arbeitsmarktnähe von SGB-II-Beziehern (30.09.2013 - 30.12.2016)
Lietzmann, Torsten;Projektbeschreibung
Auf Basis des Administrativen Panels ergänzt durch die Integrierten Erwerbsbiographien (IEB) sollen aus einem repräsentativen Querschnitt von Bedarfsgemeinschaften Indikatoren zur Erwerbs- und Leistungsbiographie von Personen und Bedarfsgemeinschaften gebildet werden, um unterschiedliche „Lebenslagen“, insbesondere bei verfestigtem Leistungsbezug zu charakterisieren. Die Indikatoren richten sich auf Umfang und Dauer der gegenwärtigen und bisherigen Erwerbstätigkeit, kumulierte Dauern von Leistungsbezug (SGB II + III) und Arbeitslosigkeit, Teilnahme an Aktivierungsmaßnahmen. Die Indikatoren sollen benutzt werden, um Arbeitsmarktnähe oder –Ferne, verfestigte Armut bzw. „Exklusion“ zu charakterisieren. Es wird vermutet, dass sich sowohl Personen als auch Bedarfsgemeinschaften entlang der Indikatoren gewissen Mustern zuordnen lassen (z.B. Jüngere, Ältere, Alleinerziehende). Von besonderem Interesse sind dabei Personen, die seit Einführung des SGB II ununterbrochen im Leistungsbezug waren.
In einem zweiten Schritt des Projektes sollen die Bezugsverläufe mittels einer Sequenzmusteranalyse typisiert werden.
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IAB-Projekt
Verfestigte Nicht-Erwerbstätigkeit im internationalen Vergleich (30.04.2013 - 30.12.2015)
Rhein, Thomas; Konle-Seidl, Regina;Projektbeschreibung
Das Projekt beschäftigt sich mit Personengruppen mit verfestigter Nicht-Erwerbstätigkeit im internationalen Vergleich. Als solche gelten Personen im Erwerbsalter, die mehr als zwei Jahre nicht (mehr) erwerbstätig sind. Analog dem Labour Force Konzept wird bei Nicht-Erwerbstätigen zwischen arbeitsuchenden Erwerbslosen und Inaktiven unterschieden. Dabei geht es zunächst darum, den eigentlich problematischen „Kern“ dieser beiden Gruppen zu identifizieren. Relativ unproblematisch sind inaktive Personen, die in Ausbildung sind, sowie Personen, die häusliche oder betreuende Aufgaben wahrnehmen. Aus sozial- und arbeitsmarktpolitischer Sicht problematisch sind v.a. (Langzeit-)Arbeitslose, inaktive Erwerbsunfähige, Frührentner und inaktive Empfänger anderer Transferleistungen (z.B. Sozialhilfe). Zwischen diesen vier Gruppen gibt es bekanntlich Substitutionsbeziehungen in unterschiedlichem Ausmaß und in Abhängigkeit von nationalen Regelungen. So gibt es beispielsweise in Deutschland relativ viele Langzeitarbeitslose, aber im Ländervergleich weniger Erwerbsunfähige. Letztere sind besonders zahlreich in den skandinavischen Ländern, Großbritannien und Polen. Erwerbsunfähige werden in offiziellen Statistiken nicht als Langzeiterwerbslose erfasst. So ist es nicht verwunderlich, dass trotz verbesserter Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt in den letzten 10 Jahren der Anteil der Langzeitarbeitslosen im internationalen Vergleich nach wie vor hoch ist. Langzeiterwerbslose, die aufgrund sozialrechtlicher Regelungen nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen, sehen sich aber mit ähnlichen Problemen der Erwerbsintegration konfrontiert wie Langzeitarbeitslose.
In dem Projekt sollen das Ausmaß der verfestigten Nicht-Erwerbstätigkeit, die Entwicklung im Zeitverlauf und die genannten Substitutionsbeziehungen im europäischen Vergleich untersucht werden. Auf Basis von EU-SILC und EU-LFS werden die individuellen Determinanten der Zugehörigkeit zur Gruppe der verfestigten Nicht-Erwerbstätigkeit im Ländervergleich analysiert. Darauf aufbauend sollen Personengruppen, die die gleichen Merkmale wie die am stärksten betroffenen Gruppen in Deutschland aufweisen, identifiziert werden. Personengruppen, die in Frage kommen, sind z.B. Alleinerziehende, Migranten, Ältere und Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Schließlich werden gute Länderpraktiken einer nachhaltigen Arbeitsmarkt-Integration von Langzeiterwerbslosen („harte Kern“) gesucht, so dass Strategien für die deutsche Arbeitsmarktintegration entwickelt werden können.
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IAB-Projekt
Verlaufsmuster im Leistungsbezug in Berlin. Eine Typisierung von Arbeitslosigkeits- und Erwerbsverläufen von Leistungsempfängern in Berlin mit besonderem Blick auf den Langzeitleistungsbezug. (31.12.2012 - 29.09.2017)
Seibert, Holger; Fuchs, Stefan;Projektbeschreibung
Arbeitslosigkeit, Bezug von SGB-II-Grundsicherung und Langzeitleistungsbezug sind in Berlin im bundesweiten Vergleich besonders ausgeprägt. Bestands- und Stromgrößen zu Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug geben das Geschehen aber nur unvollständig wieder. Ein vertieftes Verständnis für die zugrundeliegende Dynamik soll durch die Betrachtung individueller Verlaufsdaten gewonnen werden. Mit den integrierten Erwerbsbiografien (IEB) können die individuellen Verläufe von Leistungsbeziehern nachgezeichnet werden. In einer regionalen Fallstudie für Berlin werden unter Verwendung sequenzanalytischer Methoden typische Muster von Erwerbs-, Arbeitslosigkeits-, Maßnahmeteilnahme- und Leistungsbezugsverläufen identifiziert und ihr Zusammenhang zu bestimmten Rahmenbedingungen und Ereignissen im Leben von Langzeitleistungsbeziehern untersucht. Ziel ist es, einen umfassenderen Einblick in die komplexen Problemlagen im SGB-II-Leistungsbezug zu gewinnen, als dies mit herkömmlichen Kennzahlen möglich ist.
Mit der Ermittlung typischer Sequenzmuster von Leistungsbeziehern, lassen sich eine ganze Reihe von Fragestellungen beantworten, die für die Arbeit der Jobcenter und Agenturen vor Ort relevant sind. So etwa, ob es ein Potential an „verdeckten“ Langzeitbeziehern gibt, denen es trotz verschiedenster Maßnahmen nicht gelingt, den Leistungsbezug dauerhaft zu verlassen. Oder welche Gelingensbedingungen dazu beitragen, den Leistungsbezug längerfristig und idealerweise dauerhaft zu verlassen. Durch die Ermittlung von Risikofaktoren für die Zugehörigkeit zu den jeweiligen Verlaufstypen, lassen sich auch Rückschlüsse über die besonderen Problemlagen in Berlin im Vergleich zu anderen Bundesländern und Metropolen ziehen. -
IAB-Projekt
Job Search Activity and Welfare Benefits Receipt (30.06.2012 - 30.12.2016)
Bethmann, Arne; Schels, Brigitte;Projektbeschreibung
In der Studie untersuchen wir die Veränderung der Jobsuche von Arbeitslosengeld-II (ALG II)-Empfängern mit der Bezugsdauer und Unterschiede nach der familiären Situation. Die öffentliche und sozialpolitische Debatte zu Langzeitleistungsbezug dreht sich oftmals um die mangelnde Bereitschaft der Leistungsempfänger, sich in der Jobsuche zu engagieren. Obwohl es mehrere Studien zu den unterschiedlichen Ursachen eines Langzeitbezugs und den heterogenen Lebenslagen von Langzeitbeziehern gibt, fehlen bislang Befunde zur zeitlichen Variation der Jobsuche generell und bei verschiedenen Gruppen unter den Leistungsempfängern.
So betrachtet der vorliegende Beitrag folgende Fragen mit Blick auf den familiären Kontext von ALG II-Emfängern: Mit welcher Wahrscheinlichkeit suchen Männer und Frauen mit/ohne Partner und/oder Kindern nach einem Job und wie verändert sich die Suchwahrscheinlichkeit mit der Dauer des Leistungsbezugs? Sowohl suchtheoretisch als auch erwartungstheoretisch kann begründet werden, dass Leistungsempfänger die Motivation bei der Jobsuche verlieren, wenn sie nach langer Suche kaum mehr einen Erfolg erwarten. Doch können mit der Erwartungstheorie Gruppenunterschiede begründet werden, da die Motivation der Leistungsempfänger für eine Jobsuche danach variiert, wie wichtig ihnen eine Erwerbsintegration ist. Dabei sind u.a. Verhaltensnormen bedeutsam, die an bestimmte soziale Rollen geknüpft sind.
Wir nehmen zunächst an, dass Eltern ihre Jobsuche länger aufrechterhalten als Kinderlose. Denn Eltern haben nicht nur einen höheren finanziellen Druck, den Lebensstandard ihrer Kinder durch ein zusätzliches Einkommen zu verbessern sondern auch den intrinsischen Anreiz, als Erwerbstätige den Kindern ein Rollenvorbild zu sein. Da gerade die Rolle als Familienernährer für Männer von Bedeutung ist, ist anzunehmen, dass Männer stärker als Mütter auf Dauer die Jobsuche aufrechterhalten. Mütter im Arbeitslosengeld-II-Bezug sollten dagegen die Jobsuche rasch einstellen, da sie in der Mutterrolle eine gesellschaftlich anerkannte Alternative zur Erwerbstätigkeit haben.
Beteiligte aus dem IAB
Schels, Brigitte; -
IAB-Projekt
Übergänge aus Langzeitarbeitslosigkeit in den Arbeitsmarkt (31.08.2008 - 29.06.2015)
Rothe, Thomas;Projektbeschreibung
Während des wirtschaftlichen Aufschwungs von 2005 bis Anfang 2008 sank die registrierte Arbeitslosigkeit um rund ein Drittel. Konnten aber auch Langzeitarbeitslose von dieser Erholung profitieren? Gibt es Indizien dafür, dass der Aufschwung der Wirtschaft stärker als zuvor auch den verfestigten Kern der Arbeitslosigkeit gelockert hat? Und lässt sich daraus schlussfolgern, dass der Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit nachhaltig sein könnte?
Um einen Beitrag zur Beantwortung der Fragen zu leisten, betrachten wir den Bestand und die Dynamik der Langzeitarbeitslosigkeit im Zeitverlauf. Die Vielfalt an institutionellen und ökonomischen Änderungen erschwert es allerdings, die Beobachtungen auf einen einzigen Grund zurückzuführen.
Die Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt setzten zum Teil ausdrücklich an den Ursachen der Langzeitarbeitslosigkeit an. Es wird daher überprüft, ob im Nachgang der Hartz-Gesetze die Langzeitarbeitslosigkeit eine andere Entwicklung genommen hat.
Anhand eines Matching-Ansatzes ermitteln wir ob Langzeitarbeitslose stärker vom jüngsten Aufschwung profitieren konnten als im vorangegangenen Aufschwung. Wir verwenden einen Systemschätzer (3SLS), um die Matchingeffizienz von Kurzzeit- und Langzeitarbeitslosen vergleichen zu können und berücksichtigen neben Arbeitslosigkeit und offenen Stellen auch den Konjunktureinfluss und Dummyvariablen für Hartz-Reformen.
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